1.) Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, dem Eiskunstlaufsport einen Teamwettbewerb zu spendieren, bei dem man kaum einen Unterschied zum Einzelwettbewerb erkennen kann?
Eine Gruppen-Performance wäre durchaus originell gewesen, auch eine Art Staffel-Kür hätte einen Reiz ausgestrahlt, dem man sich kaum entziehen hätte können. Aber das? Ein Zusammenzählen von einzelnen Darbietungen? Wer hat dafür wie lange gebraucht, um so etwas Uninspirierendes zu erfinden? Und warum war das überhaupt da? Einen Teambewerb im Eiskunstlauf hat ja noch nicht einmal eine Weltmeisterschaft erleben dürfen.
Böse gesinnt könnte man fast denken, dass dieser Bewerb extra für den Veranstalter erfunden und in das Programm aufgenommen worden ist. Wenig überraschend, dass dann Russland genau dort seine erste Goldmedaille dieser Spiele erringen konnte. Damit hat sich das Ausrichterland auch elegant dem Druck der ersten Goldenen entledigt.
2.) Gestern läuft ein vierzigjähriger Ole Einar Björndalen eine Schlussrunde im Biathlon-Sprint, dass der jungen Konkurrenz hören und sehen vergangen ist. Heute gewinnt der Schweizer Dario Cologna den Skiathlon-Bewerb bei den Langläufern. Überrascht? Nun, es war dies sein erst zweites Rennen nach einer Knöcheloperation Mitte November. Sein erstes hat er ein paar Tage zuvor auf Platz zwei beendet. Und Österreichs Biathleten sind mittlerweile fast erfolgreicher als zu den dunklen Zeiten von Turin 2006. Wundert sich wer? Warum die ohne was zustande bringen können, was andere nur mit was geschafft haben? Da ist doch ein Knick in der Logik. Aber weiterhin sind öffentliche Fragen nicht erwünscht und das Wundern findet bestenfalls gegen übliche Verdächtigen statt und verbleibt ansonsten im stillen Kämmerlein.
Wer am Montag, 03.02., das hervorragende 'Sport Inside' auf WDR gesehen hat, wundert sich mehr oder eben gar nicht mehr. Wer es nicht gesehen hat, sollte schauen, dass er den Bericht über ein neues und unbekanntes Dopingmittel im Vorfeld der olympischen Spiele von Sotschi irgendwo finden und das Erstaunen nachholen kann.
3.) Und wir vermissen Eurosport. Zumindest ich vermisse es. Nichts gegen das Bemühen der deutschsprachigen Sender vor Ort. Aber wer im Laufe eines Winters großteils nur die populären Sportarten überträgt, muss bei den olympischen Randsportarten zwangsläufig scheitern. Guter Wille reicht da nun mal nicht.
Mit der Entscheidung, die Rechte der olympischen Spiele in Sotschi der Vermarktungsagentur Sportfive zu übergeben, hat das IOC vielen Sportarten keinen guten Dienst erwiesen. Sportfive hat die Übertragungsrechte nach marktwirtschaftlichen Prinzipien an die Meistbietenden verkauft und dem IOC zur gewünschten Gewinnmaximierung verholfen. Auf die Idee, zusätzlich die Qualität der Berichterstattung zu prüfen und in die Entscheidungen miteinzubeziehen, kommt der Markt nun mal nicht.
Das Ergebnis fällt für den deutschsprachigen Raum eher ernüchternd aus: ohne Eurosport fehlt den meisten weniger bekannten Sportarten das fachliche Wissen und die Begeisterung bei den Übertragungen. Für die Popularisierung dieser Disziplinen sicher nicht dienlich. Aber auch Publikumhits wie Biathlon oder Skispringen haben ihre besten deutschsprachigen Kommentatoren und Experten meist bei Eurosport in den Kabinen. Und im Endeffekt ist der deutschsprachige Raum halt einer der wichtigen Wintersport(werbe)märkte in Europa.
+) Für das erste Plus dieser Spiele können die Veranstalter eigentlich gar nichts, weil das Wetter kann sich auch ein Putin mit seinen Oligarchen nicht kaufen. Oder vielleicht doch? Jedenfalls war vor allem der Samstag fast schon kitschig schön, was vor allem die nordischen Laufbewerbe zu einem optischen Zuckerschlecken gestaltet hat. Dazu muss man den Organisatoren auch zur Loipengestaltung gratulieren, die dem Anlass gerecht äußerst anspruchsvoll und attraktiv angelegt sind.
-) Eindeutig die Biathlon-Übertragungen. Ich müsste erst nachforschen, wer bei den Biathlon-Bewerben für die Produktion verantwortlich zeichnet, aber die ganze Dramaturgie ist noch ein ziemliches Durcheinander. Man kann bei dieser oft eher willkürlichen Kameraführung nicht ganz nachvollziehen, dass Russland eigentlich ein Biathlon-Kernland ist. Natürlich muss man dabei auch zugute halten, dass es durch den Trend zu kürzeren Laufschleifen immer schwieriger wird, Schießstand und Loipe in eine rhythmischen Übertragung zu verschmelzen.
Und die Frage zum Schluss: was gedenkt uns der ORF eigentlich mit der Helmkamera auf der Loipe mitzuteilen?